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Vom Sichtfenster des analogen SofortBildes
zum photographischen Zwischenraum des Doppelglasfensters

Mit der SofortBildFotografie stand ab 2004 ein analoges Bildgebungsverfahren im Fokus meiner künstlerischen Auseinandersetzung, das seinerzeit die Fotografie beschleunigte und durch die Befreiung von der Dunkelkammer eine raum-zeitliche Verkürzung zwischen Aufnahme und fertigem Bild bewirkte.

Im digitalen Zeitalter mutet die Auseinandersetzung mit diesem scheinbar antiquierten Verfahren der Einstufen-Fotografie anachronistisch und limitiert an. Doch gerade in diesem Spannungsfeld der Bildentstehung bewege ich mich mit einer experimentellen Revision der analogen SofortBildFotografie. Durch Transformation ihrer Prinzipien, durch Manipulation des Materials oder durch Intervention innerhalb des fotografischen Aufnahme- und Entwicklungsprozesses befrage ich die historisch bedingten und das Verfahren charakterisierenden Zuschreibungen zwischen Be- und Entschleunigung, wobei diese häufig einer Verkehrung unterworfen werden. Meinem Vorgehen wohnt dabei gleichermaßen ein medien-archäologisches wie aleatorisches Moment inne.

So wird in aktuellen Arbeiten der Zwischenraum ausrangierter Verbundglasfenster fotochemisch sensibilisiert und in der Dunkelkammer belichtet. Das vergrößerte Bildmaterial entstammt dabei einer Sammlung alter Glasnegative und lässt die sich zum Teil verflüchtigten Motive nur noch erahnen, wobei sich neue Figurationen bilden:

Fenster, die einst den Ausblick ermöglichten, sind zu einem Reservoir der Erinnerung geworden. Doch fungieren diese weniger als sichere Speicher denn als vitale Biotope, die bereits mit der Belichtung ein Eigenleben zu führen begonnen haben. Das vermeintlich Fixierte der fotografischen Momentaufnahme unterliegt hier unkalkulierbaren Verwandlungen und lässt das Vergangene ungewiss werden.

Dieser andauernden Entwicklung des ursprünglich erstarrten und nicht wieder einzuholenden Augenblicks entspricht die immerwährende Zumutung einer Re-Konstruktion und Re-Formulierung des Vergangenen in die Gegenwart hinein. Vielleicht mag jedoch gerade darin das Beständige des Zukünftigen liegen.