PlastikNetzPlastik #1-6, 2017
SofortBildFotografie (Polaroid EE 100 Special-Kamera/Fuji FP 100c Film)
4-teilig, je 10,8×8,6 cm; montiert mit Fotoecken auf Karton, gesamt 30×40 cm
„[T]he photographer […] need to think of the art in taking and not in making photographs“, so Edwin Herbert Land im Jahr 1949 über die Auswirkungen der medialen Spezifik seiner erfundenen Instant Photography auf die fotografische Praxis. Den Ausgangspunkt der sofortbildfotografischen Arbeiten PlastikNetzPlastik #1-6 bildet eine vorgefundene, ortsspezifische Situation. In ein Bildgefüge übersetzt, werden neue Bildräume mit ihren Bild(un)tiefen eröffnet, grafische und plastische Erscheinungen fokussiert und Bildkörper hervorgebracht, welche zwar aus dem Möglichkeitsraum des Fundortes resultieren, diesen jedoch – durch die Nahaufnahmen und verfremdenden Bildkippungen bedingt – nicht als Gesamtzusammenhang abbilden oder in diesem aufgehen, sondern durch die aspektive Kombination zu neuen Perspektiven führen.
Der bildnerisch-visuelle Zusammenhalt wird durch die Relationen von Schärfe, Unschärfe, Farbigkeit, Form, Proportion und Gewichtung, Struktur, Anschluss, Wiederholung und Variation erzeugt. Ohne die Verfugung zu überspielen – denn durch die Arbeit mit den originalen sofortbildfotografischen Abzügen ist das Bildformat nicht veränderbar und durch den integralen und Bildrahmen begrenzt – bleiben gleichermaßen Brüche und Unstimmigkeiten als „produktiven Unfuge“ (Dieter Mersch) sichtbar erhalten und Auflösungserscheinungen provozieren Um- und Neubildungen, die derart nur in der Wirklichkeit des Bildes in Erscheinung treten und unseren Blick im Versuch der gestaltbildenden Orientierung zwischen gesamtansichtigem Bildgefüge und Detail herausfordern.
Zum Vorgehen: Während des Fotografierens („taking the picture“) wird weniger kontrolliert als vielmehr imaginiert und daran anschließend arrangiert („making the picture“). Das Bildgefüge wird also erst nachträglich mit dem vor Ort aufgenommenen fotografischen Material (hier aus drei Filmen à 10 Abzügen) arrangiert und zu sechs Bildgefügen aus je vier Einzelbildern zusammengefügt. Damit wird das spezifische Potential der Sofortbildfotografie, fotografische Aufnahme und Aufnahmesituation in zeitlicher Nähe aneinander abzugleichen, unterlaufen und so die korrigierende Bildkontrolle, wie das geplante Herstellen ergänzenden Bildmaterials, zurückgewiesen. Stattdessen wird mit dem Material weitergearbeitet, das schließlich zur Verfügung steht, um hieraus tragfähige Bildlösungen zu entwickeln.